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Adivasi-Netzwerk AMS:

Kampf gegen Korruption


Korruption in Indien

Korruption ist ein weit verbereitetes Problem (nicht nur) in der indischen Gesellschaft: Bei Politik, Polizei und Verwaltung, in der Wirtschaft und auch bei Nichtregierungsorganisationen, im Bildungs- und Gesundheitssektor. Korruption behindert die wirtschaftliche und die soziale Entwicklung eines Landes. Korruption wirkt auf alle Lebensbereiche der Menschen in Indien: wenn Investitionen nur eingeschr?nkt oder gar nicht der Bev?lkerung zugute kommen; wenn Infrastruktur und Ausstattung der ?ffentlichen Bildung und Gesundheit hinter den technischen und finanziellen M?glichkeiten des Landes zur?ckbleiben; wenn Menschen, um ihre Rechte in Anspruch zu nehmen, Schmiergelder zahlen m?ssen. Armut grenzt die Menschen, denen so ihre Rechte verwehrt werden, doppelt aus. Dies betrifft auch die Adivasi in den s?dindischen Nilgiris-Bergen in ihrem t?glichen Leben. Und es betrifft die Menschen, die mit gutem Willen und sozialem wie politischen Engagement die Gesellschaft ver?ndern wollen.

Klarer Standpunkt gegen Korruption

Unsere indischen Partner/innen, das Adivasi-Netzwerk AMS und die Nichtregierungsorganisation ACCORD, haben von Anfang an einen klaren Standpunkt gegen Korruption vertreten: Sie zahlen keine Schmiergelder und keinen Anteil staatlicher F?rdermittel an Beamte, auch wenn es bedeutet, dass ihrem Kampf f?r die Rechte der Adivasi Steine in den Weg gelegt werden. Ihre Buchhaltung lassen unsere Partner/innen ausf?hrlich pr?fen. Adivasi-Krankenhaus, Adivasi-Schule, Teeplantage, die d?rfliche Bildungs- und Gesundheitsarbeit der Adivasi und ihre Kooperativen und Dorfgruppen wurden und werden ohne Korruption aufgebaut und betrieben. Damit haben sich unsere Partner/innen einen guten Ruf in den Adivasi-D?rfern, bei der lokalen Bev?lkerung und bei unbestechlichen Beamten wie bei anderen Organisationen erworben. Sie zeigen, dass soziales und politisches Engagement auch ohne Korruption erfolgreich m?glich ist.

Ramdas, Mitbegr?nder der Adivasi-Schule in Gudalur, sagt: 
?Man kann nicht eine Schule leiten und Kinder unterrichten - und gleichzeitig korrupt sein. Wenn du Prinzipien hast, dann bleibe dabei. Aber die meisten Leute haben keine Prinzipien, sie wollen einfach ihre Sachen erledigt bekommen. F?r uns war von Anfang an klar, dass wir keine Schmiergelder zahlen werden.?


Projektarbeit gegen Korruption

In der dezentralen Organisation der Adivasi in 300 D?rfern leisten unsere Partner/innen erfolgreiche Projektarbeit - ohne Korruption: mit klaren Standpunkten gegen Korruption, mit Traininigs in Finanzbuchhaltung und mit Transparenz.

In der lokalen Verwaltung haben sie durchgesetzt, dass Beamte zu bestimmten Terminen in Adivasi-D?rfer kommen, um Geburtsurkunden und Adivasi Certificates auszustellen. Vor den Augen aller werden dann viele Urkunden ausgestellt ? ohne Schmiergelder, welche den Adivasi, die sonst einzeln zu den Verwaltungsstellen gehen m?ssten, sonst nicht erspart blieben. Diesen Einfluss haben sie sich durch ihre erfolgreiche Projekt- und Lobbyarbeit erarbeitet.

Unser indischer Partner Ramdas kommentiert:
"Die Beamten hier m?ssen nachweisen, dass sie etwas f?r die Situation der Adivasi hier tun. Sie bekommen Druck von oben, auch durch die Probleme, welche die Regierung durch militante Widerstandsbewegungen der Naxaliten, von denen viele Adivasi sind, bekommt. Sie erkennen, dass sie die Probleme auch ?konomisch und sozial l?sen m?ssen, und nicht einfach nur milit?risch. Aber wer hier in den Nilgiris-Bergen etwas f?r die Adivasi erreichen will, kommt am Adivasi-Netzwerk AMS nicht vorbei."

Unter Korruptionsverdacht?

Das Problem ist, dass Korruption so gegenw?rtig ist, dass sie auch unschuldigen Menschen unterstellt wird - und das Ansehen guter und wichtiger Projektarbeit darunter leidet. ?ble Nachrede trifft auch Leute, die sich durch ehrliche und korruptionsfreie Projektarbeit auszeichnen. Transparenz von Seiten der Projekte hilft. Und es ist wichtig, von au?en genau hinzuschauen und nachzufragen. Projekten pauschal das Vertrauen abzusprechen oder die Unterst?tzung zu entziehen, schadet ehrlichem Engagement.

Es ist wichtig, positive  Bem?hungen und Projekte zu unterst?tzen. 

Auch unsere indischen Partner sahen sich in den Anfangsjahren Korruptionsvorw?rfen ausgesetzt. Interessant ist, von welcher Seite diese kamen:

Zum einen vom Gr?nder einer ebenfalls in der Region t?tigen Nichtregierungsorganisation (NGO) f?r Adivasi. Er f?hrte Delegierte seiner Geldgeber durch Adivasi-D?rfer und gab Lernzentren unserer Partner/innen als angeblich von seiner NGO initiiert und finanziert heraus. Unsere Partner/innen sind aber keine NGO, die kommt und wieder geht und den Leuten vor Ort egal ist. Es ist ein Netzwerk von 15.000 Adivasi, die sich in 300 D?rfern organisieren, vernetzen, und in Dorfgruppen und Teams selbst f?r die Verbesserung ihrer Lebenssituation aktiv sind. Sie wussten, was ihres ist. Nachdem anfangs Adivasi des Netzwerks mit der NGO kooperiert hatten, bekamen sie bald mit, dass da mehr auf dem Papier als in der Realit?t passierte und wandten sich ab. Besagter NGO-Chef versuchte in den D?rfern Adivasi gegen das Netzwerk zu mobilisieren und redete ihm Korruption nach. Unsere Partner/innen ignorierten die NGO. F?r die richtige Verwendung des Geldes seien die Geldgeber zust?ndig, sagten sie. Diese m?ssten richtig hinsehen. Wenn diese NGO tats?chlich Gutes f?r die Menschen tue, sei das auch gut. Wenn es nur auf dem Papier gesch?he, dann w?rden die Menschen in den D?rfern schon merken, worauf sie sich verlassen und wem sie vertrauen k?nnen. Zu einer ?ffentlichen Diskussion von Korruption kam es nicht. Diese w?re auch schwierig zu f?hren - Aussage st?nde gegen Aussage.

Der andere Korruptionsvorwurf gegen die Begr?nder/innen unserer indischen Partnerorganistion kam von zwei Adivasi, die 1994 aus dem Team des Adivas-Netzwerks AMS ausgeschlossen worden waren - wegen Korruption. Bei einer Landrechtskampagne f?r die R?ck?bertragung von Adivasi-Land hatten sich die beiden erfahrenen Animatoren mit dem zust?ndigen Rechtsanwalt selbst Land ?berschreiben lassen. Zun?chst passierte nichts. ?How can we take away their food?, sagten die anderen Team-Mitglieder, die sie nicht der Arbeitslosigkeit und Armut ?berlassen wollten. Aber nach drei Monaten entschied doch das ganze Adivasi-Team, sie auszuschlie?en und die Landtitel wurden berichtigt. 
Die beiden korrupten Adivasi standen sp?ter mit Mikrofon am Busbahnhof und erhoben Korruptionsvorw?rfe gegen die Begr?nder/innen unserer Partnerorganisation ACCORD. Niemand glaubte ihnen - auch die umliegenden Ladenbesitzer nicht, die f?r ACCORD immer korrekte Quittungen ausgegeben hatten, w?hrend es durchaus verbreitet ist, sich h?here Betr?ge zur Abrechnung quittieren zu lassen. Der korrupte Rechtsanwalt, der gek?ndigt wurde, fragte, warum sie denn so ein Fass aufmachten, das machten doch alle so.
Und ein erfahrener Animator im Adivasi-Team sagte zu den Korruptionsvorw?rfen gegen die Begr?nder/innen von ACCORD: ?Sie haben so viel f?r uns getan. Selbst wenn sie etwas abgezweigt h?tten, w?re das in Ordnung.? Das war 1994 und vielleicht w?rde er das heute nicht mehr sagen, aber es zeigt, wie verbreitet und akzeptiert Korruption in der indischen Gesellschaft ist.

Ein Bewusstsein daf?r, wo Korruption anf?ngt und eine klare Haltung gegen auch kleine Unterschlagungen und Bestechungen sind aber nicht automatisch gegeben und m?ssen immer wieder gest?rkt werden. Welche Unterst?tzung braucht der stark beanspruchte Adivasi-Manager der Adivasi-Teeplantage, wenn Polizisten ein kleines Schmiergeld fordern f?r die (rechtm??ige) Beschneidung schattenspendener B?ume auf der Plantage vor der Regenzeit? Wie geht man damit um, wenn in einem Adivasi-Kindergarten von der Milch f?r die Kinder aus einem staatlichen F?rderprogramm f?r die anwesenden Eltern ein Milchtee gekocht wird? Es sind viele Gespr?che und eine klare ?berzeugung bei allen Beteiligten notwendig, bis die Idee der Adivasi-Dorfl?den mit Produkten der Kooperativen vielleicht umgesetzt werden kann, will man sowohl wirtschaftlichen Erfolg erreichen als auch die traditionell starke Solidarit?t und Unterst?tzung unter den Adivasi nicht untergraben, dank der Nachbar/innen oder Verwandte durchaus auch kostenlose Waren erhalten w?rden.

Klare Position gegen Korruption zu beziehen, ist eine anhaltende Herausforderung f?r alle.

Auch als Besucher/in in Indien kann man gegen Korruption aktiv werden, indem man kein Schmiergeld zahlt. Westlichen Besucher/innen wird in aller Regel das gesellschaftliche Ansehen entgegengebracht, das es wesentlich leichter macht, ohne Schmiergelder seine Anliegen zu verfolgen. Mit H?flichkeit und Geduld l?sst sich viel erreichen. Wenn nicht, w?re es wichtig, sich erneut seine Prinzipien klarzumachen, bevor man einer vermeintlichen Landessitte folgt. Damit kann man all diejenigen st?rken, die in Indien gegen Korruption antreten oder unter ihr zu leiden haben.

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