Adivasi-Netzwerk AMS - unser Partner
für gute Bildung: dörfliche Lernzentren
Foto: In den Lernzentren erhalten die Kinder passende Bildungsangebote (AMS)
"Mit den Schulschließungen infolge der Corona-Pandemie bieten die dörflichen Lernzentren die einzige Bildung, die diese Kinder erhalten", erklärt Rahul vom Bildungsteam die gestiegene Bedeutung der Lernzentren.
das Ziel: mehr und bessere dörfliche Lernzentren
Vor der Corona-Pandemie gab es 16 dörfliche Lernzentren, in denen vor allem ältere Jugendliche in der 10. oder 11. Klasse die jüngeren Kinder des Dorfes betreuten, ihnen Arbeitsblätter ausgaben oder ihre Schulaufgaben kontrollierten. Mit den Schulschließungen infolge der Corona-Pandemie erlangten die dörflichen Lernzentren des Adivasi-Netzwerks AMS eine größere Bedeutung. Jetzt arbeitet das AMS-Bildungsteam daran, die Qualität dieser und weiterer neuer Lernzentren zu verbessern.
Das Team der Adivasi-Schule erstellt Arbeitsblätter und Lernmaterialien, stellt Lesebücher und Bastelmaterialien zur Verfügung und ist im wöchentlichen Austausch mit allen Betreuer*innen und besucht regelmäßig jedes Lernzentrum, wodurch auch der Kontakt vom Team der Adivasi-Schule zu den Familien gestärkt wird. In Gruppen-Trainings erhalten die Betreuuer*innen der Lernzentren Feedback und Anregungen, wie etwa Mathematik oder Englisch mit Hilfe von Spielen oder Geschichten gelehrt werden können. Nicht zuletzt besprechen sie ihre Rolle und wie sie ihren Kontakt zu den Kindern stärken können.
"Wir verstehen die Kinder jetzt besser. Wir kontrollieren nicht mehr nur Aufgaben auf Arbeitsblättern, sondern spielen, reden und diskutieren mit den Kindern. Wenn wir viel mit den Kindern sprechen, dann sind auch die Kinder offener und aktiver", analysieren die jungen Betreuer*innen mit dem AMS-Bildungsteam.
Lernzentren sind ein Gewinn für die Kinder und für die Gemeinschaft
Foto: In den Lernzentren finden die Kinder anregende Lernmaterialien vor (AMS)
In sieben Lernzentren bieten junge Adivasi bereits kontinuierliche und kompetente Bildungsangebote für je 5 bis 15 Kinder an - vom Kindergarten bis zur 8. Klasse: in Kootatu in der Erumad-Region, in Kadichankolly in der Devarshola-Region, in Mudirakolly und Chembakapalli sowie Aanapanchola in der Pattavayal-Region, in Kozhikolly in der Devala-Region sowie in Chembakolli in der Sri Madurai-Region. In diesen Dörfern gibt es einen geeigneten Gemeinschaftsraum und motivierte Adivasi. Immer mehr Kinder kommen, und sie beteiligen sich immer aktiver.
Den Kindern gefällt es in den "Lernzentren" mit den anderen Kindern und ihren Betreuer*innen. Auch wenn die Schulen wieder öffnen werden, wollen sie weiterhin in ihr dörfliches Lernzentrum kommen. Gefragt, was ihnen daran besonders gefällt, sagen die Kinder: Sie können frei miteinander kommunizieren, zusammen spielen und basteln, Geschichten lesen und traditionelle Lieder singen - Dinge, die ihnen in ihren herkömmlichen Schulen so nicht möglich sind.
Angesichts der langen Schulschließungen sind die dörflichen Lernangebote besonders wichtig, denn so kann den Kindern der Wiedereinstieg in die Schule leichter fallen. Die meisten Kinder vor allem der jüngeren Klassen werden aufgrund der Corona-Pandemie schließlich 1 bis 1,5 Jahre keine Schule besucht haben. In den Lernzentren erhalten sie Unterstützung und schulische Nachhilfe. Sie lernen, entwickeln sich weiter und können sich frei entfalten.
"In unseren dörflichen Lernzentren erhalten die Kinder geistige und kulturelle Bildung", erklärt Rahul vom Bildungsteam der Adivasi-Schule.
Gute Lernzentren sind für die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder ein Gewinn - und haben damit jede Menge Potential für das jeweilige Dorf und die Adivasi-Gemeinschaft insgesamt, ebenso wie umgekehrt. Selbstbewusste Kinder und Jugendliche, die ihre Fähigkeiten entfalten und sich für die Gemeinschaft einsetzen, werden Verantwortung übernehmen und die Dorfentwicklung stärken.
Schwierigkeiten und Ideen
Foto: Vishnu betreut das Lernzentrum im Dorf Chembakapalli (AMS)
- Angebote für unterschiedliche Altersgruppen sind schwierig:
Der Fokus der Lernzentren liegt auf Kindern zwischen 5 und 11 Jahren und in dieser großen Altersspanne sind die Kinder auf sehr unterschiedlichem Entwicklungs- und Wissenstand. Zudem kommen auch noch jüngere und noch ältere Kinder. Im Dorf sind die Kinder zusammen und es ist kaum möglich, einige einzuladen und andere nicht. Zudem kommen die Jüngeren nur, wenn die Älteren auch zum Lernzentrum gehen. Mit allen Kindern im Lernzentrum ist es sehr schwer für die Betreuer*innen, allen Kindern gerecht zu werden.
Dieses Problem ist kaum zu lösen. Doch will das Bildungsteam künftig eine Art Lehrplan mit einer Sammlung von Lernspielen und Lernmaterialien für die Lernzentren zur Verfügung stellen, aus denen die Betreuer*innen flexibel Angebote auswählen können. Zudem will das das Bildungsteam der Adivasi-Schule weitere Trainingsstunden für die Betreuer*innen in den Lernzentren durchführen: zu didaktischen Methoden und kindlichem Lernen, zu philosophischen Fragen und alternativen Bildungskonzepten, zu ihrer Rolle und Gemeinschaftssinn.
- Nicht in allen Dörfern gibt es einen Raum für das Lernzentrum:
Derzeit halten die Betreuer*innen ihre Stunden bei sich Zuhause oder auf einem gemeinschaftlichen Platz ab. Das bringt Einschränkungen für die Lernaktivitäten mit sich. Zudem fördert es leider den Eindruck, die Lerngruppe sei nur eine zeitlich befristete Aktivität, die daher keinerlei weiterer Initiative oder Unterstützung bedarf. Und höchst problematisch: ohne einen geschützten Raum kann die Lerngruppe nur dann stattfinden, wenn nicht wieder einmal Betrunkene die Aktivitäten stören. Alkoholmissbrauch ist derzeit in den Dörfern verbreitet.
Es braucht Platz und einen geschützten Raum für die Lernangebote. Manche Dörfer haben ein kleines Gemeinschaftsgebäude, das bereits genutzt wird oder genutzt werden kann. Für neue Gebäude gibt es gute Aussichten: Sobald die im AMS entwickelten, einzigartig flexiblen und lokal hergestellten Quarantäne-Hütten für COVID-19-Infizierte und Verdachtsfälle nicht mehr benötigt werden, werden sie langfristig als Lernzentren genutzt.
- Noch fehlt es an Unterstützung und Initiative in den Dörfern:
Um in den Dörfern mehr dörfliche Lernzentren anbieten zu können, braucht es mehr Betreuer*innen und Freiwillige. Doch auch, um ein bestehendes Lernzentrum zu erhalten, braucht es ein Team. Derzeit hängen die Lernangebote meist an nur einer Person. Für die Betreuer*innen ist es schwer, die Motivation aufrecht zu erhalten, wenn sie sich um alles allein kümmern müssen - Kinder zusammenholen, Aktivitäten planen und durchführen, mit den Eltern kommunizieren. Wenn sich die Betreuer*innen um eigene Verpflichtungen kümmern müssen, ist das Lernzentrum schnell gefährdet.
Die Betreuer*innen und das Bildungsteam arbeiten daran, Anerkennung und Unterstützung für die Lernzentren in den Familien und Dörfern zu verbessern und weitere Betreuer*innen und Freiwillige zu finden - damit gute Bildung nicht nur von einzelnen engagierten Personen abhängig ist und damit die Kinder Geschichten, Lieder und Fähigkeiten von den Leuten in ihrem Dorf lernen können. Mit Austausch , mehr Trainings, mit Lehrplan und Materialsammlung und Anregungen und in Gesprächen hofft das Bildungsteam auch die Eigeninitiative zu fördern.